Schachtel mit Scherben aus der Ur- und Frühgeschichte zur Verwendung in der museumspädagogischen Abteilung



Die Seladonschale ist für die Museumslandschaft Hessen-Kassel von unschätzbarem Wert. Sie ist gewissermaßen die „Mutter“ aller Kasseler Museumsobjekte, nämlich eines der frühesten Sammlungsgegenstände im Besitz der Landgrafen und seit 1479 in den hessischen Inventaren nachweisbar. Darüber hinaus ist sie das älteste faßbare Beispiel für den Import chinesischen Porzellans nach Europa. Die Seladonschale ist also sowohl von ästhetischem wie von historisch-wissenschaftlichem Wert. Aber was ist sie „wert“?

Das Museum ist eine Institution, in der die von ihr gehorteten Dinge potentiell an Wert gewinnen. Alle Objekte eines Museums haben einen Preis, einen Versicherungswert oder einen Kaufpreis bzw. Wiederbeschaffungswert auf dem freien Markt. Je einzigartiger, je museumswürdiger ein Objekt dabei ist, desto höher bemisst sich sein Marktwert, auch wenn es ursprünglich ein Massenartikel war. So schafft das Museum – betriebswirtschaftlich gesehen – erheblichen Mehrwert, und dennoch verfügt es selbst nur über totes Kapital. Der Preis wird nicht realisiert, denn Museumsobjekte sind – so ist es bisher Konsens – nicht zum Verkauf bestimmt bzw. bewusst dem Markt entzogen.

Aber auch im Museum gibt es Dinge, die sich dem Regelspiel musealer Wertsetzung entziehen. Daß bei einigen Scherben in den Sammlungen für Ur- und Frühgeschichte der Fundort unbekannt ist, macht sie historisch wertlos und damit für das Museum uninteressant. Tauchen solche Scherben auf, gibt es für sie eine Schachtel mit dem Vermerk: "o(hne). Fundort, o(hne). Angaben - Museumspädagogik".

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Seladonschale, spätes 14./ frühes 15. Jh. und Mitte 15. Jh., Sammlung Angewandte Kunst,
Hessisches Landesmuseum