Das um 1530 entstandene Familienbildnis von Maerten van Heemskerck ähnelt erst seit 80 Jahren einer Picknickgesellschaft in freier Natur . Bis 1926 nämlich war von dem wolkigen Himmel nichts zu sehen. Die dicke Schicht brauner Farbe, die darüber lag und die bei der damaligen Restaurierung entfernt wurde, hatte die Tafelszene in einen dunklen Innenraum verlegt.

Auch Museumsobjekte altern. Ziel der Restaurierung ist es, diesen Prozeß aufzuhalten oder mindestens zu verlangsamen. Der Restaurator ist gewissermaßen der Arzt des Museums. Anders als der Besucher interessiert er sich nicht nur für die Oberfläche der Objekte, sondern auch für ihr Innenleben, das er mit bloßem Auge, Mikroskop, Infrarot- oder Röntgenstrahlen auf Verletzungen untersucht, um ihnen dann mit Skalpell und Ultraschall, Lösungsmitteln und Wattebäuschen zu Leibe zu rücken. Er kann dabei den Bestand konservieren und weiteren Verfall zu verhindern suchen, aber wie der Arzt kann er die Zeit nicht zurückdrehen. Die gealterte Erscheinung gehört zum Museumsobjekt dazu.

Jede restauratorische Maßnahme ist ein Eingriff in die Substanz des Objektes, zu der auch eine spätere Übermalung gehören kann. Bei Heemskercks Familienbildnis ist unklar, wann und wer den Hintergrund veränderte. War es vielleicht ein Restaurator? Ausgeschloßen ist das nicht. Bis ins 19. Jahrhundert war es durchaus nicht ungewöhnlich, daß der Restaurator Bilder nachträglich noch „vervollkommnete“.

links: Maerten van Heemskerck: Pieter Jan Foppeszoon und seine Familie, um 1530,
Gemäldegalerie Alte Meister, Schloß Wilhelmshöhe
rechts: Die bei der Restaurierung abgelöste braune Farbschicht des Heemskerck-Gemäldes

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