Das Hessische Landesmuseum wird elektrifiziert: Beleuchtungskörper aus der Erstausstattung des Hessischen Landesmuseums, 1913



Betrachtet man die Öffnungszeiten von Museen, könnte man meinen, die Glühbirne sei noch nicht erfunden worden. Das Schließen mit Einbruch der Dunkelheit war bis vor nicht allzu langer Zeit beinahe die Regel. Noch im Neubau für das Hessische Landesmuseum gab es 1913 künstliche Beleuchtung nur auf den Fluren, nicht aber in den Ausstellungsräumen. Sind Museen also modernisierungsfeindlich oder einfach nur lichtscheu?

Tageslicht galt bis weit ins 20. Jahrhundert als ideale Beleuchtung für Museumsobjekte. Für Gemälde gilt das bis heute. Mit der Elektrifizierung begann um 1900 eine heftige Diskussion über die potenzielle Verfälschung der Wahrnehmung durch das neue Kunstlicht. Infolgedessen ging man mit elektrischem Licht äußerst sparsam um – was bis heute ein steter Quell des Besucherunmuts angesichts zu dunkler Räume ist.

Zur Vermeidung von Reflexionen oder Verschattungen auf den Objekten haben sich in der Museumsarchitektur vor allem Oberlichter durchgesetzt, oder aber Seitenlicht, das durch hohe Fensterbänder einfällt. Für den Neubau der Königlichen Gemäldegalerie entwickelte ihr Architekt Heinrich Dehn-Rotfelser 1871 eine außergewöhnliche Lösung: Die Innenwände der Kabinette schrägte er in einem bestimmten Winkel ab, sodaß das Licht aus den hoch gelegenen Fenstern in einem idealen Winkel auf die Gemälde trifft. Solche über Kopfhöhe gelegenen Fensterbänder prägen auch die Ausstellungsflächen des Hessischen Landesmuseums – was übrigens auf die Intervention des Hamburger Museumsdirektors Alfred Lichtwark zurückgeht: Nomen est omen!

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Seitenkabinett mit abgeschrägten Wänden des Architekten Heinrich von Dehn-Rotfelser,
1871–1877, Sammlung Malerei und Plastik ab 1750, Neue Galerie