Im Rahmen der ersten Gründungswelle jüdischer Museen wurde am 10. April 1927 im Hessischen Landesmuseum eine Abteilung für jüdische Kult- und Kunstdenkmäler eröffnet. Der Jüdische Museumsverein hatte die Objekte, die aus dem Besitz hessischer Synagogen stammten, als Leihgaben zur Verfügung gestellt. Die Sammlung galt schnell als eine der bedeutendsten in Deutschland. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Abteilung im Frühjahr 1933 aufgelöst.

Was in Museen zu sehen ist, ist das Ergebnis einer gezielten Auswahl, hinter der sich nicht nur ästhetische und historische Motive verbergen. Museen entscheiden darüber, welche Objekte zum legitimen kulturellen Erbe gehören. Welche aus dem Kanon ausgeschlossen werden, was man also nicht zu sehen bekommt, entzieht sich der Wahrnehmung des Besuchers. Auch durch das, was Museen nicht zeigen, schreiben sie Geschichte.

Praktisch alle Judaica-Sammlungen im deutschen Sprachraum waren nach der Machtergreifung 1933 von Beschlagnahmung, Plünderung und Zerstörung betroffen. Die Kasseler Sammlung wurde auf Veranlassung der damaligen Museumsleitung im Frühjahr 1933 an den Jüdischen Museumsverein und die israelitische Gemeinde zurückgegeben und vermutlich in der Hauptsynagoge aufbewahrt. Dann verliert sich ihre Spur. Man nimmt an, daß ein Großteil während der Novemberpogrome 1938 verbrannte oder geplündert wurde. Einige wenige Stücke befinden sich heute in Sammlungen in Israel und Amerika.

links: Sammlung Vor- und Frühgeschichte, von 1927–1933 Abteilung für Jüdische Kult- und Kunstgegenstände,
Hessisches Landesmuseum
rechts: Blick in die Abteilung für Jüdische Kult- und Kunstgegenstände im Erdgeschoß des
Hessischen Landesmuseums, 1927


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