Inventarbuch: „Inventarien des Museums Nr. III.
Uhren und Automaten“, 1779



Der „mechanische Maikäfer“, eines der bekanntesten Sammlungsobjekte der Staatlichen Museen, findet als „ein meywormb in einem sammeten füttergen“ zusammen mit einem „zerbrochen medey“ und einem „runt conterfei“ erstmals Erwähnung im Verzeichnis des Nachlaßes der Landgräfin Agnes von 1602. Der kleine Automat, der Beine und Flügel bewegen konnte und bis dahin die Hofgesellschaft vergnügt hatte, ging nach ihrem Tod zusammen mit anderen Objekten in den Besitz der landgräflichen Kunstkammer über.

Das Inventarisieren ist zwar keine Erfindung des Museums, aber als Nachlaßverwalter des kulturellen Erbes haben Museen daraus eine eigene Kunst gemacht. Das Museumsinventar ist für die Dinge wie ein Meldeamt: Sie werden erst zu Museumsobjekten, wenn sie mit Nummer, Herkunft, besonderen Eigenschaften und Hinweis auf den Standort registriert worden sind. Nur so erhalten sie ihre museale Identität, und ohne solche Akribie wüßten wir heute nicht mehr, daß der Käfer der Landgräfin Agnes gehört hatte.

Was einmal museal erfasst ist, wird auf ewig Teil der Bestände und damit Spielball der wissenschaftlichen Systematiken bleiben. Aus dem „meywormb“ im samtenen Futteral wurde im Museum „ein kleiner Maykäfer, welcher im Gehen Beine und Flügel beweget“ – unter diesem Titel ist er im „Inventarium des Museums No. III. Uhren und Automaten“ von 1779 verzeichnet. Aus dem gräflichen Kleinod ist ein wissenschaftlich bedeutsames Beispiel neuzeitlicher Feinmechanik geworden.

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Mechanischer Maikäfer, um 1600,
Astronomisch-Physikalisches Kabinett, Orangerie