Ansicht des Museum Fridericianum kurz nach seiner Eröffnung: Gotthelf Wilhelm Weise, Vue perspective du Musée du Cassel, 1784



1779 wurde am Rande der Altstadt mitten auf dem Kasseler Friedrichsplatz ein repräsentatives Gebäude fertiggestellt. Gegenüber einem kurz vorher eingeweihten Reiterstandbild des Landgrafen Friedrich II. gelegen, konnte man das langgestreckte, klassizistische Gebäude auch für den neuen Wohnsitz des Herrschers halten. Aber Friedrich II. hatte nicht sich ein Schloß, sondern seinen Untertanen ein Museum geschenkt.

Die Gründung des Museum Fridericianum war ein epochales Ereignis, die Geburtsstunde des öffentlichen Museums auf dem europäischen Kontinent. Als erster Herrscher in Europa machte Friedrich seine Sammlung in einem eigenen Gebäude allen Bürgern zugänglich. Ein Besuch der Sammlungen war nun kein Besuch beim Landesherren mehr, sondern einfach ein Gang ins Museum und Ausübung eines Bürgerrechts. Damit hatte Friedrich II. den Grundstein für die Idee des modernen Museums gelegt: eine Einrichtung, die im Dienste der Gesellschaft die materiellen Zeugnisse der Kultur sammelt, bewahrt, erforscht und vermittelt.

Gegenstände aus der Antike, astronomische Instrumente, Kunstwerke, Grabungsfunde, Münzen, ausgestopfte Tiere, Steine, Muscheln, Handschriften, Waffen etc. waren indes nicht vom Himmel gefallen: Schon Friedrichs Ururururgroßvater Wilhelm der Weise hatte Mitte des 16. Jahrhunderts eine Kunstkammer eingerichtet, deren weitgespannte Sammlungen den Grundstock für die Ausstattung der neuen Institution des öffentlichen Museums bildeten.

Druckversion




Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel,
1776/1781, Sammlung Angewandte Kunst, Hessisches Landesmuseum