Supraporten und Eierstäbe, Knorpelwerk und Perturbierung, Repoussoir und Craquelé, Inkarnat und Stecher, Bleiweißverseifung, Lux und Vibrosafe: Die Welt hinter den Kulissen des Museums ist voller rätselhafter Fachbegriffe. Sie weisen darauf hin, daß unter der Oberfläche der Ausstellungen komplizierte Regelwerke wirken. Um ihre Einführung, Kontrolle und stetige Weiterentwicklung kümmern sich Spezialisten.

Solches Expertentum ist eine moderne Erscheinung. Die Sammlungsleiter der Aufklärung waren noch Verwaltungsbeamte oder Maler gewesen. Mit der Explosion des Wissens und der fortschreitenden Ausdifferenzierung der historischen Disziplinen an den Universitäten kamen seit dem 19. Jahrhundert immer mehr spezialisierte Wissenschaftler ins Museum. Gleichzeitig wuchs ihr Bewußtsein, eine eigene Berufsgruppe zu sein, die sich deutlich von den Wissenschaftlern an den Universitäten unterschied.

Die Museumskunde entstand um 1900, als eine erste Professionalisierungswelle zur Gründung von Fachverbänden und Fachzeitschriften führte. Das besondere am Museumsexperten ist, daß er seine fachliche Spezialisierung durch den täglichen Umgang mit den Objekten ergänzt und so wie nebenbei auch Experte für Materialien und Beleuchtung, Hängungs- und Aufstellungsfragen wird. Und wie Professoren, Ärzte oder Rechtsanwälte halten auch sie ihre Sprechstunden: In Kassel kann man die Experten bei Zuschreibungs- und Datierungsproblemen jeden Donnerstag ab 14.00 Uhr aufsuchen.

links: Bibliothek mit alphabetischem Katalog, Kirchflügel, Schloß Wilhelmshöhe
rechts: Expertensprechstunde bei denStaatlichen Museen Kassel


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