Die Untersuchung von Jahresringen kann eine zeitraubende Aufgabe sein, besonders wenn der Baum über 500 Jahre alt ist. Doch der Aufwand lohnt: Mit Hilfe der Dendrochronologie (Jahresringforschung) läßt sich das Alter von archäologischen Objekten aus Holz so genau bestimmen, daß sie in eine historische Entwicklungslinie eingefügt werden können. So ergab die Untersuchung der Eichentür von der Altenburg, daß der jüngste Ring von 126 v. Chr. stammt. Dadurch kann ein älteres Entstehungsdatum der Tür ausgeschlossen werden. Aber warum ist das überhaupt wichtig?

Die Chronologie ist bis heute das zentrale Präsentationsprinzip von Museumsobjekten. Allgegenwärtig, erscheint sie gleichsam als museologisches Naturgesetz. Erstmals nachweisbar ist die zeitliche Anordnung von Objekten für die Hängung der Gemälde im Wiener Oberen Belvedere 1781. Sie wurde wegweisend für alle Kunst-, und in der Folge auch Natur- und Kulturmuseen Europas. So wirkten die Museen als mächtiger Motor für die Popularisierung des geschichtlichen Denkens und den Glauben an den historisch-wissenschaftlichen Fortschritt.

Doch gäbe es auch ganz andere Möglichkeiten, die Dinge zu sortieren. So versuchen in letzter Zeit vor allem thematische Sonderausstellungen, wie Die Geburt der Zeit 1997 in Kassel, durch Nebeneinanderstellung von Objekten aus unterschiedlichen Epochen und Wissensbereichen auf Zusammenhänge hinzuweisen, die bei einer chronologischen Schau aus dem Blick geraten.

links: Türflügel von der Altenburg, um 100 v.Chr., Sammlung Vor- und Frühgeschichte, Hessisches Landesmuseum
rechts: Bohrprobe zur Altersbestimmung von Holzobjekten, um 1980


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