„Fremde, welche Dasselbe besuchten“: Seite aus
dem Besucherbuch des Museum Fridericianum mit
einem Eintrag von G.D. Baedeker, April 1822



Wer so alles ins Museum geht, darüber ist man in Kassel länger als anderswo unterrichtet: Bereits seit den 1770er Jahren lagen im Museum Fridericianum Bücher aus, in die sich die Besucher eintragen konnten. Aus ihnen geht hervor, daß an vier Öffnungstagen in der Woche durchschnittlich vier Besucher pro Tag ins Fridericianum kamen – adelige und bürgerliche Reisende, darunter Kaufleute, Beamte, Gelehrte und Studenten.

Ohne Publikum kein Museum. Erst die Möglichkeit des Zugangs für jedermann machte aus der Privatsammlung des Fürsten eine öffentliche Einrichtung, die jedoch vorrangig vom Bürgertum besucht wurde. Die Arbeiterschaft hatte während der kurzen Öffnungsdauer mitten am Tag keine Zeit für Ausflüge in die Kunst. Erst mit Einführung der Sonntagsöffnung Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Museen zu einem echten Bildungsangebot für die gesamte Bevölkerung.

Aber auch die Institution Museum selbst hatte lange Zeit ein gebrochenes Verhältnis zu ihren Besuchern: Obwohl nur zwei Stunden am Tag geöffnet, beschwerte sich 1795 Ludwig Voelkel, Sammlungsleiter des Museum Fridericianum, über den „sowohl den freystehenden Sachen nachtheiligen, als auch die Geschäfte störenden täglichen Zulauf“. Der Besucher ist nur ein Gast im Reich der Dinge. Und weil dieses manchmal etwas unwirtlich wirkt, stehen heute Besucherbindung und Besucherfreundlichkeit auf der Agenda des Museumsmarketings ganz oben.

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Besucher im Mittelbau von Schloß Wilhelmshöhe, Antikensammlung